Die Gaswirtschaft hat die Bundesregierung über einen technischen Durchbruch bei der Einführung der Zukunftsenergie Wasserstoff informiert. Demnach seien sämtliche Rohrleitungen in Deutschland für den Transport des molekularen Wasserstoffs geeignet.
Die Gaswirtschaft hat die Bundesregierung über einen technischen Durchbruch bei der Einführung der Zukunftsenergie Wasserstoff informiert. Demnach ist das Problem des Transports über weite Strecken und in großen Mengen endlich gelöst.
Der in Elektrolyse-Anlagen durch Aufspaltung von Wasser gewonnene Brennstoff gilt als klimafreundlich und soll in naher Zukunft fossiles Erdgas in vielen industriellen Anwendungen ersetzen. Allerdings galt der Transport von Wasserstoff in den bestehenden Gasnetzen als problematisch.
Molekularer Wasserstoff mit der chemischen Summenformel H2 ist das kleinste und damit flüchtigste chemische Element mit einer 14 Mal geringeren Dichte als Luft. Er entweicht manchmal auch durch Rohre, die für anderes Gas geeignet sind. Das macht den Umgang mit dem Stoff schwierig.
Unsicherheiten, ob die bereits verlegten Pipelines geeignet sind, auch den neuen Brennstoff zu transportieren, könnten jetzt ad acta gelegt werden. Der Präsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Jörg Höhler, informierte am Donnerstag schriftlich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) über das Ergebnis von „mehrjährigen technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen der Stähle, die in Deutschlands Gasnetzen verbaut sind“. Das Schreiben liegt WELT AM SONNTAG vor.
„Sämtliche Rohrleitungsstähle sind für den Transport von Wasserstoff grundsätzlich geeignet“, heißt es darin. „Das Thema effizienter und großskaliger Transport von Wasserstoff ist grundsätzlich gelöst!“ Der technisch ausgerichtete Gasverband DVGW „betrachtet die Ergebnisse als einen wesentlichen Durchbruch für den sofortigen Wasserstoffhochlauf“.
Untersucht wurden Widerstandsfähigkeit, Abnutzungsverhalten und Rissfortschritt von über 30 der in Deutschland im Gasnetz meistverbauten Stähle. Das deutsche Fernleitungsnetz hat eine Länge von rund 40.000 Kilometern und speist vor Ort Verteilnetze mit einer Rohrlänge von 470.000 Kilometern.
Die Studie des DVGW belege, „dass sich das Betriebsverhalten beim Transport von Wasserstoff unter den in Gasversorgungsnetzen üblichen Betriebsbedingungen nicht von dem von Erdgas unterscheidet“, heißt es in der Studie. „Die Restlebensdauer der verbauten Rohrleitungen liegt für den Betrieb mit reinem Wasserstoff bei circa 100 Jahren.“ Zudem wurde festgestellt, „dass die Studienergebnisse auf das gesamte deutsche Gasnetz übertragbar sind“.
Lösungen für zwei von drei Problemfeldern liegen nun vor
Der DVGW ist gesetzlich mandatiert, wie eine Art TÜV die Gasinfrastruktur technisch zu prüfen. Mit der Freigabe von Stahlpipelines als Transportmittel fällt ein weiterer Hinderungsgrund für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft weg. Bislang gab es bei der Einführung drei Problemfelder: Beschaffung der Wasserstoffmengen, Infrastruktur und Ertüchtigung von Endgeräten, also vor allem Heizungen.
Nach den Investitionen der Heizungsindustrie in wasserstofftaugliche Endgeräte und mit der neuen Stahlstudie liegen Lösungen für zwei der drei Problemfelder vor. Bei der Beschaffung von Wasserstoff im Ausland laufen bereits Gespräche.