Neueste Nachrichten und Updates

Wärmewende Made in Germany: Deutsche Wärmepumpenhersteller haben noch Hoffnung

0 9

Der Verkauf des Wärmepumpenherstellers Viessmann weckt Befürchtungen über den Zustand der Branche in Deutschland: Die Konkurrenz aus den USA ist groß, billigere und effizientere Produkte aus Asien erobern den Markt. Doch einige in der Branche haben die Hoffnung in Europa noch nicht aufgegeben.

Der Wärmepumpenmarkt boomt. Überall verdoppeln sich die Zahlen in kürzester Zeit: bei der Produktion, bei den installierten Wärmepumpen, beim Anteil am Heizungsmarkt. Allein im ersten Quartal dieses Jahres wurden bereits 91.000 Pumpen installiert – mehr als doppelt so viele wie im Vorquartal. Und die Wärmewende steht erst am Anfang. Wenn es nach den Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck geht, werden in diesem Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert – und bis zum Ende des Jahrzehnts sechs Millionen.

Das sind erstmal ehrgeizige Ziele. Auch Kathrine von Graevenitz, Ökonomin und stellvertretende Leiterin für Umwelt- und Klimaökonomik am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und Professorin an der Universität Mannheim, geht davon aus, dass die Nachfrage steigen wird. Dass neue Technologien erst einmal Zeit brauchen, bevor sich die Verbraucher darauf einlassen, sei normal. „Es gibt Menschen, die sind abenteuerlustig und optimistisch und springen zuerst auf den Zug auf“, sagt sie im Gespräch mit ntv.de. „Das führt zu Lerneffekten und immer mehr Menschen ziehen nach.“

Unklar ist jedoch, wer von diesem boomenden Markt profitieren wird. Nach dem Verkauf des zweitgrößten deutschen Wärmepumpenherstellers Viessmann an das US-Unternehmen Carrier Global wurde befürchtet, dass die deutschen Wärmepumpenhersteller auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig wären. „Der Fall Viessmann zeigt, wie sich die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem „Handelsblatt“.

Enpal und Rheinmetall steigen ein

Doch nicht alle blicken so hoffnungslos auf die deutschen Wärmepumpenhersteller. So steigt Enpal, ein Unternehmen, das eigentlich in der Photovoltaikbranche tätig ist, nun in das Wärmepumpengeschäft ein – und zwar mit einem deutschen Schwergewicht. Wärmepumpen von Bosch sollen künftig zusammen mit den PV-Anlagen von Enpal verkauft werden. „Die Idee dahinter ist, ein Komplettpaket anbieten zu können“, sagt Wolfgang Gründinger, Energieexperte bei Enpal, im Gespräch mit ntv.de. „Denn die Wärmepumpe macht sich bei den Heizkosten am meisten in Kombination mit der Solarenergie richtig bemerkbar.“

Den riesigen Markt, der sich derzeit auftut, nehmen auch andere deutsche Unternehmen wahr. Der deutsche Heizungsbauer Vaillant baut seine Produktion massiv aus – und baut eine Fabrik für Wärmepumpen im slowakischen Bezirk Senica.

Selbst ein DAX-Konzern, der eigentlich für etwas ganz anderes bekannt ist, schaut sich auf dem Wärmepumpenmarkt um. So hat Rheinmetall kürzlich angekündigt, künftig Kompressoren für Wärmepumpen zu produzieren. Das Bauteil ist das Herzstück der Wärmepumpe – ob es gut funktioniert, entscheidet darüber, ob die Wärmepumpe effizient heizt. Den ersten Auftrag im Wert von 770 Millionen Euro hat das Düsseldorfer Unternehmen bereits erhalten – nach „Handelsblatt“-Informationen von Viessmann.

Druck aus Asien

Doch gleichzeitig macht sich der Druck aus Asien auch auf dem deutschen Markt bemerkbar. Das zeigt vor allem der Verkauf von Viessmann: Nach Handelsblatt-Informationen soll die harte Konkurrenz durch asiatische Hersteller ein wichtiger Grund für den Verkauf gewesen sein.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2020 schon ein Drittel aller Wärmepumpen in China hergestellt. Bei solch großen Stückzahlen können Unternehmen schneller, billiger und effizienter produzieren – für die kleinen deutschen Hersteller ist es dann kaum noch möglich, mitzuhalten.

„Die Politik muss dazu beitragen, dass diese Skaleneffekte in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch in Europa eintreten können“, sagt Gründinger von Enpal. Eine solche Unterstützung sei nicht nur wegen des Wettbewerbsdrucks aus Asien notwendig. Mit dem Inflation Reduction Act von US-Präsident Joe Biden werden Milliarden an Subventionen für grüne Technologien freigemacht – Anreize, die auch in Deutschland und Europa gesetzt werden müssen, so Gründinger.

„Volkswärmepumpe“

Trotz der Kooperation mit einem deutschen Hersteller geht der Druck aus Asien nicht an Enpal vorbei. „Es ergibt keinen Sinn, sich auf einen Lieferanten aus einem Land zu beschränken“, sagt Gründinger. So verkauft das Startup auch die Produkte des japanischen Wärmepumpenherstellers Daikin – und profitiert damit ebenfalls von der Konkurrenz aus Asien.

Doch Gründinger sieht in der Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller noch andere Vorteile als nur die günstigen Stückpreise. Denn genau wie Bosch bietet Daikin etwas, das fast unbezahlbar ist: Die Firmen bieten auch Handwerker an, um die Wärmepumpen zu installieren und zu warten. „Das Handwerker-Netzwerk ist viel wert“, sagt Gründinger. Denn ohne Installateure und Handwerker, die regelmäßige Wartungsarbeiten durchführen können, ist eine Heizung nichts wert.

Lesen Sie hier den vollständigen Artikel.
Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen. Annehmen Weiterlesen

Datenschutz- und Cookie-Richtlinie