Die Bundesregierung setzt für den Klimaschutz auch auf die Wärmepumpe. Die Skepsis ist groß – doch was ist an den Behauptungen dran?
Das Wichtigste im Überblick
Für den Klimaschutz läutet die Bundesregierung den Abschied von Gas- und Ölheizungen ein. Künftig soll dabei auch die Wärmepumpe für warme Wohnungen und Häuser sorgen.
Die Skepsis gegenüber der Technik drückt sich in verschiedenen Behauptungen aus – etwa, dass sie sich nicht rechne, klimafeindlich sei und vor allem in alten Gebäuden nicht funktioniere. Was davon stimmt und was nicht, klärt dieser Faktencheck.
Behauptung: Die Heizkörper werden nicht richtig warm
Fakten: Die Heizkörper werden warm, aber nicht glühend heiß. „Darin liegt das Einsparpotenzial“, sagt Fachbereichsleiter Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Wärmepumpen seien Niedrigtemperaturheizungen, erklärt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP).
Bei der Technik wird Wärme aus der Umwelt gewonnen (Luft, Wasser, Erde) und mithilfe von Strom auf eine höhere Temperatur meist zwischen 35 und 55 Grad Celcius gebracht. Mit dieser sogenannten Vorlauftemperatur fließt das Heizungswasser durch das System zu den Heizkörpern. Hochtemperatur-Wärmepumpen mit bis zu 75 Grad Vorlauf sind nach Weinholds Angaben durch einen höheren Stromverbrauch weniger effizient und insgesamt teurer.
„Die Heizkörper werden definitiv warm genug“, sagt Weinhold. Auch ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts kommt zum Ergebnis, dass die Wärme reiche. Die Wissenschaftler untersuchten zwischen 15 und 170 Jahre alte Gebäude mit Wärmepumpen. Bei den Vorlauftemperaturen kamen die 27 Außenluft-Wärmepumpen im Mittel auf knapp 44 Grad und die elf Erdreich-Wärmepumpen auf etwas über 45.
Mit herkömmlichen Öl- und Gasheizungen können Wärmepumpen allerdings nicht mithalten. Bei der Verbrennung entstünden mitunter Temperaturen von mehreren 100 Grad, erklärt Weinhold, „wobei der größte Teil dieser Wärme durch den Schornstein verpufft“. An Heizkesseln seien die Temperaturen früher unnötig hoch eingestellt gewesen, sagt Peter Kafke, Teamleiter Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Heizkörper wurden so heiß, „dass man ein Spiegelei darauf braten konnte“, so BWP-Sprecherin Weinhold.
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Behauptung: Hauseigentümer müssen bis zu 300.000 Euro zahlen
Fakten: Um annähernd auf eine Summe von 300.000 Euro zu kommen, müsste ein altes Haus komplett energetisch saniert werden. Peter Kafke vom vzbv veranschaulicht: Wenn nicht nur zu kleine Heizkörper durch größere ersetzt, sondern eine neue Fußbodenheizung eingebaut werde, treibe das die Kosten in die Höhe. Dazu gehören nach seinen Worten neuer Estrich und Fußbodenbeläge im ganzen Haus. Wer dann noch das Haus dämme und neue Fenster einbaue, könne 200.000 Euro erreichen. Kafke nennt das „die große Ausnahme“.
Bei dem Betrag von 300.000 Euro denkt Katja Weinhold an ein Haus mit mehreren Parteien, das zudem sanierungsbedürftig sei. Mit dem reinen Einbau einer Wärmepumpe habe das dann nichts mehr zu tun, so die BWP-Sprecherin.
Ein Beispiel: In einem Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche soll die Öl- oder Gasheizung gegen eine Wärmepumpe getauscht werden. Weinhold beziffert die durchschnittlichen Kosten dafür mit 25.000 bis 65.000 Euro. Die finanzielle Spannweite entstehe durch die Art der Wärmegewinnung (Luft, Wasser, Erde), die Leistung der Wärmepumpe und die notwendigen Umfeldmaßnahmen. Die Installation soll den Angaben zufolge enthalten sein.
Behauptung: Eine Wärmepumpe rechnet sich finanziell nicht
Fakten: Die Erstinvestition sei bei einer Wärmepumpe im Vergleich höher als bei einer Öl- oder Gasheizung, sagt Katja Weinhold vom BWP – trotz staatlicher Förderung (maximal 40 Prozent, gedeckelt auf 60.000 Euro pro Wohneinheit). Teurer wird es durch zusätzliche Maßnahmen wie Heizkörpertausch oder Dämmungen. Das heißt: Die Ausgaben für das neue Heizsystem müssen über die Jahre wieder eingespielt werden. Auch ohne die erwartete Senkung der Preise bei Wärmepumpen rechnet sich die Anlage nach Angaben der BWP-Sprecherin nach spätestens 25 Jahren.