Der Fahrtenvermittler lässt eine längst vergessene Tradition aus der alten Taxi-Welt wieder aufleben. Das Unternehmen will so vor allem Senioren erreichen. Auch für Eltern gibt es Neuigkeiten, denn Uber führt Funktionen für 13- bis 17-Jährige ein.
Eigentlich ist er längst aus der Mode gekommen: der Taxi-Ruf. Wer eine Fahrt im beigefarbenen Auto bestellen will, muss hierzulande lediglich die zentrale Telefonnummer wählen.
Mit dem Smartphone lassen sich Taxi-Fahrten aber längst per Klick rufen – und das nicht mehr nur bei den klassischen Zentralen, sondern auch bei US-Konzernen wie Bolt, Lyft oder Uber.
Doch ausgerechnet Uber führt jetzt den längst vergessenen Taxi-Ruf wieder ein. Über eine Kurzwahlnummer sollen Nutzer demnächst eine Fahrt bestellen oder für einen späteren Zeitpunkt reservieren können. Das Angebot gibt es vorerst in den USA, später mutmaßlich auch in Deutschland. Statt also weiter aufs Digitale zu setzen, geht Uber einen Schritt zurück.
„Nicht jeder ist damit vertraut, ein Smartphone oder eine App zu benutzen“, sagte Unternehmens-Chef Dara Khosrowshahi bei der Präsentation in New York. „So etwa meine Schwiegermutter.“ Ab sofort könnten alle die Dienste von Uber nutzen, auch ohne die Smartphone-App. Ein Angebot, das sich also explizit an Senioren richtet.
Wer die Nummer wählt, muss einem Servicemitarbeiter am anderen Ende der Leitung seine Kontaktdaten mitteilen. Ähnlich wie auf dem Smartphone wird dann ein Nutzerprofil bei Uber angelegt. Den Standort zur Abholung können Kunden dann ebenfalls am Telefon durchgeben.
Die Telefonbuchung ist nur eine von vielen Neuerungen, die der Fahrdienst in den kommenden Wochen bereitstellen will. So hat der Konzern nicht nur die Senioren, sondern auch Teenager als Zielgruppe im Blick. Künftig können 13- bis 17-Jährige ein Uber-Konto eröffnen, das unter der Aufsicht der Eltern steht.
Sogar Audioaufnahmen aus Uber-Fahrzeugen sollen möglich sein
Die Erwachsenen können die Fahrten ihrer Kinder live auf dem Smartphone mitverfolgen und den Fahrer jederzeit kontaktieren. Selbst Audioaufnahmen aus dem Auto sollen möglich sein. Außerdem dürfen nur erfahrene und gut bewertete Fahrer bei den Jugendlichen im Einsatz sein.
Der Dienst sei sicher, verspricht Sicherheitschefin Mariana Esteves. „Mit Teenager-Konten können viel beschäftigte Eltern ihren Teenagern mehr Freiheit geben und müssen sich gleichzeitig keine Sorgen machen“, wirbt die Managerin.
Doch Uber will nicht nur in seinem Kerngeschäft mit Fahrten neue Kunden gewinnen. Auch in anderen Bereichen schafft das Unternehmen neue Funktionen. Das Ziel: eine Art Super-App, in der Uber zahlreiche Dienstleistungen bündelt. „Wir wollen auf jeden Fall eine Super-App bauen“, sagte Khosrowshahi bereits vor zwei Jahren. Die Unternehmen hinter solchen Anwendungen hätten eine „unglaubliche Marktkapitalisierung“.
Beim Lebensmittel-Lieferdienst Uber Eats sollen künftig Gruppeneinkäufe möglich sein. Mehrere Nutzer können also gleichzeitig Produkte in einen digitalen Warenkorb legen und anschließend liefern lassen. Die Rechnung lässt sich automatisch unter den Nutzern aufteilen.
Und selbst auf abseitige Details hat es Uber abgesehen: Wer künftig ein Geschenk wie etwa Blumen oder eine Schachtel Pralinen liefern lässt, kann dazu noch die passende Videobotschaft an den Empfänger senden. Sobald die Lieferung eintrifft, wird der Clip mit den Glückwünschen auf dessen Smartphone abgespielt.
Zuletzt rollte Uber bereits weitere Funktionen in Großbritannien aus – einem wichtigen Testmarkt für das Unternehmen. Dort hat Uber jüngst etwa Flugbuchungen in der eigenen App integriert, nachdem schon Bahn- und Fernbusreisen über das Unternehmen bestellt werden konnten.
Uber hat auf verschiedenen Baustellen zu tun
Doch auf dem Weg zur Super-App muss sich Uber auch einigen Herausforderungen stellen. Vor allem in den USA werden dem Dienst zunehmend Regeln auferlegt. Der Senat im Bundesstaat Minnesota etwa hat vor wenigen Tagen einen Gesetzentwurf verabschiedet, der Mindestlöhne für Fahrer festlegt und einen besseren Schutz gegen unrechtmäßige Kündigung vorsieht.
Weil sie als unabhängige Auftragnehmer unterwegs sind, haben Uber- oder Lyft-Fahrer in der Regel keinen Anspruch auf Leistungen, die Arbeitnehmern zustehen.
Ärger gibt es derzeit auch an einer anderen Front: So hat Uber jetzt seine Diversitäts- und Inklusionschefin Bo Young Lee beurlaubt, nachdem Mitarbeiter zuletzt Kritik an einer internen Veranstaltung geäußert hatten. Die Managerin soll Sitzungen über das „Sein als weiße Frau“ abgehalten haben, was wiederum den Unmut der afro- und hispanoamerikanischen Mitarbeiter auf sich gezogen haben soll, berichten US-Medien.
Trotz der vielen neuen Funktionen kam Uber-Chef Khosrowshahi um eine Enttäuschung nicht herum: Obwohl das Unternehmen sehr an den Einsatz von KI glaube, werde man keine neuen Produkte mit Künstlicher Intelligenz vorstellen, hieß es. Jedenfalls noch nicht.
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