Bis Ende November hätte die Produktion beim Apple-Zulieferer Foxconn im chinesischen Zhengzhou wieder voll aufgenommen werden sollen. Nun haben jedoch rund ein Zehntel der Mitarbeiter aus Frust über einbehaltene Löhne und die weitreichenden Corona-Beschränkungen gekündigt.
Im chinesischen Zhengzhou haben mehr als 20.000 Mitarbeiter das Werk des Apple-Zulieferers Foxconn verlassen. Wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Freitag gegenüber Reuters sagte, ist die Mehrzahl dieser Mitarbeiter erst vor Kurzem neu eingestellt worden. Die Produktion hätte eigentlich bis Ende November wieder voll aufgenommen werden sollen, dies sei jedoch nach einem solchen Verlust an erschwert, so der Insider.
Das taiwanesische Unternehmen hatte erst am Donnerstag „technische Fehler“ bei der Bearbeitung von Neuanstellungen eingeräumt und sich entschuldigt, nachdem es am Mittwoch aus Frustration über einbehaltene Löhne und Prämien sowie wegen der weitreichenden Corona-Beschränkungen zu Ausschreitungen im Werk gekommen war. Es handelte sich um seltene Szenen offener Meinungsverschiedenheiten in China.
Am Produktionsstandort Zhengzhou produzieren mehr als 200.000 Mitarbeiter Geräte von Apple, darunter das iPhone 14 Pro und Pro Max.
Sechs Millionen Menschen rings um iPhone-Fabrik in Zhengzhou im Lockdown
Für rund sechs Millionen Menschen in der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou gilt seit Freitag wieder eine Corona-Ausgangssperre: Alle Einwohner von acht Stadtteilen um die größte iPhone-Fabrik des Landes dürfen ihre Viertel für zunächst fünf Tage nicht mehr verlassen. Um Wohnblocks, die als „hochgefährdet“ galten, wurden Barrikaden aufgebaut, in den Straßen wurden Kontrollpunkte eingerichtet.
Obwohl es in der Stadt offiziell nur wenige Corona-Infektionsfälle gibt, befindet sich rund die Hälfte seiner Einwohner damit wieder im Lockdown. Vorerst ausgenommen von dem neuen Lockdown ist das Gebiet der riesigen iPhone-Fabrik, in der aber schon seit Wochen strengste Corona-Regeln gelten.
Aus Protest gegen diese harten Beschränkungen und schlechte Bezahlung waren am Mittwoch Beschäftigte der Fabrik auf die Straße gegangen. Videos in den Onlinediensten Weibo und Twitter, die von AFP verifiziert wurden, zeigten hunderte Arbeiter, die an der Fabrik des Apple-Zulieferers Foxconn demonstrierten.
Am Freitag tauchten in den Onlinediensten weitere Videos von protestierenden Arbeitern auf, die im Osten der Stadt auf die Straße gingen. In Videos hieß es, Foxconn habe Arbeiter, die sich aufgrund von Stellenanzeigen in der Fabrik bewerben wollten, abgewiesen und einige von ihnen in Quarantänehotels gesteckt.
„Sie lassen uns nicht mit der Arbeit beginnen – und wir können nicht nach Hause zurückkehren“, sagte ein Arbeiter, der in der nahegelegenen Stadt Ruzhou in Quarantäne sitzt, der Nachrichtenagentur AFP. Er berichtete von mehreren kleineren Protesten von Foxconn-Arbeitern in anderen Städten der Provinz Henan, denen es ebenso erging wie ihm.
Andere ebenfalls am Freitag online gestellte Videos zeigen, wie wütende Arbeiter in einer Hotellobby der 280 Kilometer entfernten Stadt Nanyang Möbel umwerfen und Polizisten beschimpfen. Auch sie scheinen unter Quarantäne gestellt worden zu sein. In einer Aufnahme war die Stimme eines Mannes zu hören, der sagte: „Jeder, der online ist, soll dies bitte teilen.“
In ganz China nimmt der Frust der Menschen über die strikte Null-Covid-Politik der Regierung zu. Selbst kleine Corona-Ausbrüche können zu Lockdowns bis hin zur Abriegelung ganzer Städte und zu Betriebsschließungen führen, was die Wirtschaft und den Alltag der Menschen massiv belastet.
„Kick-off Politik“ ist der tägliche Nachrichtenpodcast von WELT. Das wichtigste Thema analysiert von WELT-Redakteuren und die Termine des Tages. Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music oder direkt per RSS-Feed.