Mit einem Tanker, der länger als ein Fußballfeld ist, rüstet sich der Chemiekonzern BASF gegen das häufiger auftretende Niedrigwasser. Das Schiff weist eine extrem hohe Stabilität auf und verfügt über 2300 Tonnen Nutzlast. Der Clou: Sein Antriebssystem bietet eine besondere Option.
Es ist nicht schwer, die Stolt Ludwigshafen von anderen Schiffen am Rhein zu unterscheiden. Mit einer Breite von 17,5 Metern wirkt das Schiff des Chemiekonzerns BASF wesentlich robuster als andere Schiffe. Und auch die Länge ist gewaltig. Mit seinen 135 Metern übertrifft das Schiff die Seitenmaße eines Fußballfelds um mehr als 30 Meter.
Es gibt einen triftigen Grund, warum Deutschlands größter Chemiekonzern sein neues Flaggschiff in der Dimension XXL bauen ließ: Die breite Form und die damit erhöhte Tragfähigkeit sollen sicherstellen, dass das Schiff auch bei extremem Niedrigwasser durch den Rhein fahren und die Produkte des Konzerns transportieren kann.
Der Klimawandel wird zunehmend zur Bedrohung für die Schifffahrt auf Deutschlands Flüssen. Betroffen ist auch die wichtigste Wasserstraße, der Rhein. Dort liegen mit BASF, Bayer oder Covestro zudem Schlüsselunternehmen der heimischen Industrie, die auf den Schiffstransport angewiesen sind.
Die Rheinschifffahrt war in der Vergangenheit bereits öfter von Niedrigwasser betroffen. Besonders ausgeprägt war die Dürre etwa im Jahr 2018. Doch auch im vergangenen Jahr wurde nahe der niederländischen Grenze ein Pegelstand von gerade einmal vier Zentimetern gemessen.
BASF begann angesichts der düsteren Aussichten für den Wasserstand bereits vor vier Jahren mit der Entwicklung eines Tankers, der auch bei extrem niedrigem Wasserstand fahren und hohe Nutzlasten transportieren kann. Gebaut wurde es von der Reederei Stolt Tankers in Kooperation mit der Mercurius Shipping Group und dem Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme.
Am Freitag wurde das Niedrigwasserschiff Stolt Ludwigshafen schließlich eingeweiht. „Das neue Flaggschiff bildet einen wesentlichen Bestandteil unserer Klima-Resilienzmaßnahmen und sichert die Versorgung unserer Kunden und Produktionsstätten“, sagte Uwe Liebelt, Präsident der European Verbund Site der BASF.
Doch was kann die Stolt Ludwigshafen, was andere Schiffe nicht können, um ohne Schaden durch Niedrigwasser zu manövrieren? Die Besonderheit des neuen BASF-Tankers beginnt schon beim Rumpf des Schiffs.
Dieser wurde in Leichtbauweise gebaut. Dadurch weist er eine besonders hohe Stabilität auf – was die Frachtkapazität steigert. Zudem ist der Rumpf hydrodynamisch optimiert. Auch das Antriebssystem ist speziell auf extremes Niedrigwasser hin ausgerichtet.
Die Nutzlast des Tankers beträgt rund 2300 Tonnen. Das entspricht der doppelten Nutzlast eines konventionellen Binnenschiffs. Die maximale Traglast der Stolt Ludwigshafen liegt bei 5100 Tonnen.
Motoren mit optimiertem ökologischen Fußabdruck
Doch wie viel Fracht kann das Schiff bei extremem Niedrigwasser transportieren? Als Gradmesser dafür gilt die Stelle des Rheins in der Nähe von Kaub, wo der Wasserstand besonders niedrig sein kann. Die Stolt Ludwigshafen sollte die Stelle jedoch selbst mit Fracht auch bei Niedrigwasser passieren können. So kann das Schiff mit einer Nutzlast von 800 Tonnen auch bei einem Pegelstand von 30 Zentimetern – was einer Wassertiefe von 1,60 Metern entspricht – navigieren.
Angetrieben wird das Schiff dabei von drei Elektromotoren, die von der neuesten Generation hocheffizienter Stage-V-Dieselgeneratoren mit Abgasnachbehandlung gespeist werden. Die Motoren sorgen für einen hohen Wirkungsgrad und damit für einen optimierten ökologischen Fußabdruck. Die CO₂-Emissionen werden gegenüber vergleichbaren Schiffen um etwa 30 Prozent reduziert, die Stickoxid-Emissionen sogar um bis zu 80 Prozent.
Zudem können die in dem Schiff verbauten Dieselgeneratoren auf den Kraftstoff Methanol umgerüstet werden. Auch der Einsatz anderer Arten von Generatoren wie Wasserstoff-Brennstoffzellen ist grundsätzlich möglich.
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