Eine rauchige Kraft-Paket-Stimme, ein Wirbelwind auf der Bühne und Hits für die Ewigkeit: Tina Turners Songs „What’s Love Got To Do With It“ oder „Simply The Best“ können Kleinkinder bis Greise nachsingen. Mit 83 Jahren ist sie nun gestorben. Ihr Musik- und Lebensweg zeigt ihr Kämpferherz.
Tina Turner, eigentlich Anna Mae Bullock, ist die Queen of Rock. Eine Sängerin, die mit ihrer tiefen Stimme und ihren energetischen Tanzeinlagen, ihr Publikum regelmäßig in Ekstase und Begeisterungsstürme ausbrechen ließ. Nach schwierigen Solopfaden nach der Trennung von Ike Turner schaffte sie 1984 eines der beeindruckendsten Comebacks der Musikgeschichte. Ihr Multi-Platinum-Album „Private Dancer“ mit Hit-Songs wie „What’s Love Got To Do With It“ oder „Better be good to me“ machte sie zu einem Weltstar. Sie gehört zu den Musik-Ikonen, wie Madonna oder David Bowie. Doch diese beeindruckende Musikkarriere war überhaupt nicht vorherzusehen.
Jetzt ist die Rocklegende im Alter von 83 Jahren in der Schweiz gestorben. Vor dem Sterben hatte die Buddhistin nach eigenen Worten keine Angst. „Ich bin bereit, wenn die Tür sich öffnet“, sagte sie im Oktober 2018 der „Zeit“. Turner hatte etwa Darmkrebs und ein Nierenversagen. Ihr deutscher Mann Erwin Bach spendete ihr 2017 eine Niere.
Neben den gesundheitlichen Problemen hatte sie traumatische Erlebnisse zu verarbeiten, neben dem Missbrauch durch ihren Ex-Mann Ike Turner auch eine Mutter, die sie in Stich ließ und erst wiederkam, als sie berühmt war. Erst später in ihrem Leben wurde alles besser. Doch wo hatte sie ihre Anfänge?
Ike Turner rief erst nicht zurück
Tina Turner wuchs im Südstaatennest Nutbush in Tennessee in einer Baumwollpflücker-Familie auf. Als Kind sang sie im Gospelchor, doch nach ihrem Highschool-Abschluss arbeite zunächst in einem Krankenhaus. Gemeinsam mit ihrer Schwester besuchte sie ab 1957 in St. Louis in Missouri immer wieder Nachtclubs. Dort wurde sie auf Ike Turner und seiner Band Kings of Rhythm aufmerksam, sie tanzte „wie in Trance“ zu seiner Musik, erinnert sie sich später. Sie fragte ihn nach einer Chance in seiner Band, doch er sollte nie zurückrufen. Erst als Tina Turner auf der Bühne bewies, was sie konnte und Ike Turner das mitbekam, hatte sie einen Fuß in der Tür. Mit dem acht Jahre älteren Gitarristen formierte sie die Band „Ike and Tina Turner Revue“. Mit ihrer ersten Single „Fool in Love“ stürmten sie 1960 die Hitparaden. 1962 heirateten sie. Es folgten Hits wie „River Deep – Mountain High“ und „Nutbush City Limits“. 1969 schafften sie als Akt im Vorprogramm der Rolling Stones den Durchbruch.
Doch die Ehe mit Ike war gewalttätig, er schlug sie immer wieder, war untreu und hinzukam seine Sucht nach Kokain. Turner kam aber nicht los von ihm und schaffte es erst 1976, aus einem Hotel zu fliehen. Um die Scheidung schnell hinter sich zu bringen, gab sie alle finanziellen Ansprüche auf. „Meine Beziehung mit Ike war von dem Tag an dem Untergang geweiht, als er erkannte, dass ich seine Geldmaschine sein werde“, schrieb Turner in ihrer 2018 erschienenen Biografie „My Love Story“. „Er musste mich kontrollieren, ökonomisch und psychologisch, damit ich ihn nie verlassen konnte.“
36 Cent in der Tasche, doch dann kam 1984
Sie gab aber nicht auf. Mit fast 40 startete sie nochmal durch, nur mit 36 Cents in der Tasche und als alleinerziehende Mutter zweier Söhne. Sie sang und tanzte zuerst in Clubs und Hotels. Sie habe geputzt, wo sie unterkam, sagte sie: „Lieber jemand anderes Putzfrau als Ike Turners Ehefrau!“ Und dann kam das besagte 1984. Mit 45 schaffte sie den langersehnten Durchbruch als Solokünstlerin. Mit „Private Dancer“ gewann sie vier Grammys. Ein Jahr später machte sie auch als Schauspielerin in „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“ von sich reden und steuerte mit „We Don’t Need Another Hero“ einen fantastischen Soundtrack bei. Nicht das letzte Mal wie 1995 mit dem Titeltrack zu James Bond – Goldeneye.
Einen Rekord stellte sie 1988 in Rio de Janeiro auf, als sie vor mehr als 180.000 Zuschauern sang. Damit kam sie mit dem Riesenpublikum ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch für Zehntausende Fans in Deutschland wurden Konzerte zu unvergesslichen Erlebnissen, zuletzt 2009 in Köln, Berlin, Hamburg und München. Die energetischen Live-Auftritte bleiben bis heute unvergessen. Doch für alles gab es für Turner eine Zeit. Nach ihrem Rückzug aus dem Showgeschäft versicherte sie immer wieder, das nicht zu bereuen, sondern die Privatheit zu genießen. Übrigens: Ihre bekannte Löwenmähne war eine Perücke, wie die Sängerin ganz offen einmal preisgab. Sie ziehe Perücken an, wie andere Menschen Kleider.
Auf die große Liebe musste Tina Turner auch nicht verzichten. Diese fand sie Mitte der 80er mit Erwin Bach. Mit ihm zog sie nach Küsnacht am Zürichsee in der Schweiz. Turner nahm später auch die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Bachs Heiratsanträge wies sie aber immer wieder zurück, bis sie 2013 endlich Ja sagte – da war Turner 73, er 57. Er nannte sie „Schatzi“, wie er der „New York Times“ 2019 verriet. In dem Dokumentarfilm aus 2021 erzählte er voller Liebe von einer auch nach mehr als 30 gemeinsamen Jahren noch großen Anziehung zwischen den beiden. Turners Sohn Craig aus einer Teenager-Beziehung starb 2018 im Alter von 59 Jahren durch Suizid. Auch ihr zweiter leiblicher Sohn aus der Ehe mit Ike Turner, Ronnie Turner, starb vor seiner Mutter im Jahr 2022 mit 62 Jahren. Die Sängerin hatte aber auch zwei Jungen adoptiert, die Ike mit in die Ehe gebracht hatte.