Kommende Woche feiert er seinen 80. Geburtstag. Vorab teilt Ulrich Wickert gegen seinen früheren Arbeitgeber aus: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
15 Jahre lang, von 1991 bis 2006, war Ulrich Wickert Moderator der „Tagesthemen“. Erst in diesem September trat er noch einmal überraschend in der ARD-Nachrichtensendung auf. Jetzt übt er Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen und seinen Formaten.
Zunächst erklärt Wickert der „Bild am Sonntag“, dass die derzeitige Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „in dieser Form nicht absehbar“ gewesen sei. Der Skandal um die Ex-RBB-Intendantin und Ex-ARD-Vorsitzende Patricia Schlesigner (Details lesen Sie hier noch einmal nach) habe, so Wickert, „das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht“. Er findet: „Das ist auch gut so.“
„Den Mut, Tabula rasa zu machen“
Dennoch sehe er noch mehr Diskussionsbedarf. Wickert meint: „Die Politik müsste den Mut haben, Tabula rasa zu machen und meinetwegen Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk abschaffen und eine ganze Reihe von anderen Dingen reduzieren.“ So verstehe er etwa nicht, dass das Orchester der Elbphilharmonie vom NDR bezahlt wird, „obwohl die Elbphilharmonie der Stadt Hamburg gehört“.
Wickert fordert, dass die Intendanten mutiger über das Programm nachdenken sollen. „Vor allem bei Dingen, die gefühlt automatisch laufen. Jeden Tag ein Krimi oder die Wiederholung eines Krimis muss doch nicht sein. Es fällt mir langsam schwer, mir das immer wieder angucken zu sollen“, erklärt er. Auch könne er nicht nachvollziehen, warum ein Format wie der „Weltspiegel“, der einmal wöchentlich läuft, vier Redaktionen benötigt.
Ulrich Wickert begann 1969 beim WDR-Politmagazin „Monitor“. 1977 ging er als ARD-Korrespondent nach Washington, D.C. und zum 1991 übernahm er als Erster Moderator der „Tagesthemen“ in Hamburg. Bis 2006 moderierte er im Wechsel mit Sabine Christiansen, später mit Gabi Bauer und Anne Will. Wickert schreibt auch Bücher. Gerade hat seinen siebten Frankreichkrimi „Die Schatten von Paris“ vorgelegt. Er lebt mit seiner dritten Ehefrau, der Verlagsmanagerin Julia Jäkel, und seinen zehnjährigen Zwillingen in Hamburg und Südfrankreich. Aus erster Ehe hat er noch eine Tochter. Am 2. Dezember wird er 80 Jahre alt.