Am E-Mail-Konto hängt oft die gesamte digitale Identität. Wer sie nicht verlieren möchte, sollte dieses Jahr noch handeln. Denn Google plant, inaktive Konten sukzessive zu löschen. Auch andere populäre E-Mail-Anbieter haben längst ähnliche Richtlinien.
Haben Sie ein altes Google-Nutzerkonto, in dem noch digitale Erinnerungen schlummern, das sie aber nicht mehr nutzen? Dann sollten Sie schnell das Password wieder hervorkramen, sich einmal einloggen, eine E-Mail schicken – und so einen unsichtbaren Lösch-Countdown wieder zurücksetzen.
Denn der Internetkonzern Google plant eine große Aufräumaktion unter seinen Benutzerkonten: Alle Konten, die mindestens zwei Jahre lang nicht genutzt wurden, will Google sukzessiv löschen. Der Konzern will damit vor allem Karteileichen beseitigen und Platz sparen.
Die Löschaktion soll ab Ende 2023 starten, dann will Google erst ältere inaktive, dann jüngere ungenutzte Konten von seinen Servern werfen – inklusive aller Inhalte, E-Mails, Favoritenlisten, Back-ups, Dokumente, Bilder und Videos.
Für normale Nutzer, die ihr Konto regelmäßig nutzen, ist das kaum relevant – ihre Konten sind sicher. Selbst wer den regelmäßigen Login vergisst, wird vor dem Löschen mehrfach per E-Mail gewarnt und erinnert. Zum Zurücksetzen des Timers genügt schon ein einziger erfolgreicher Login in das E-Mail-Konto. Das wird von Google als Aktivität gewertet.
Ebenfalls nicht gefährdet sind Konten, die YouTube-Videos beinhalten. Denn würde der Konzern diese löschen, dann würde er einen Gutteil der YouTube-Historie löschen und Videos vernichten, deren Ersteller vielleicht längst tot sind, die aber einen historischen Wert haben könnten.
Doch in allen anderen Fällen könnte die neue Lösch-Regel für Probleme sorgen: Viele Nutzer halten die E-Mail-Konten verstorbener Verwandten online, auch da sie vermeiden möchten, dass die E-Mail-Adressen an andere fallen können. Hier müssen die Erben reagieren und sich einmal einloggen. Ohne passendes Passwort jedoch wäre das unmöglich.
Noch schlimmer ist die Löschregel für all diejenigen, die aus anderen Gründen sich nicht einloggen können: Sei es, dass Nutzer aus medizinischen Gründen aktuell nicht in der Lage zu einem Login sind – der Extremfall wäre das Wachkoma –, sei es, dass sie aktuell und für längere Zeit offline sind.
Insbesondere in den USA dürfte dieses Problem viele Häftlinge treffen, die hinter Gittern keinen Zugang zum Internet haben, die aber auch, und sei es, um sich nicht selbst zu belasten, den Login auch nicht an Angehörige weitergeben möchten.
Google ist nicht der einzige Dienst, der bei Inaktivität das Konto sperrt
Sie müssten nach der Haftentlassung ihre digitale Identität komplett neu aufbauen, denn oftmals ist das E-Mail-Konto auch der Schlüssel zu diversen anderen Diensten wie etwa Bezahl-Anbietern oder digitalen Serviceanbietern. Ohne ihn verfällt auch der Zugriff auf digitale Inhalte bei anderen Anbietern, wie etwa Streaming-Diensten.
Google ist jedoch nicht der einzige Maildienst, der bei Inaktivität das Konto sperrt: Die deutschen E-Mail-Anbieter GMX und Web.de löschen laut ihren Nutzungsbedingungen bereits nach zwölf Monaten ein ungenutztes Konto.
Erst nur die gespeicherten Inhalte, später dann auch die gesamte E-Mail-Adresse. Nach welcher Frist E-Mail-Adressen neu vergeben werden, verraten die Anbieter nicht.
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