Deutschland steht im Halbfinale der Eishockey-Weltmeisterschaft. Eine nach 15 verletzungsbedingten Absagen vor dem Turnier völlig unerwartete Leistung. Nun soll eine 70 Jahre lange Durststrecke enden.
Für das deutsche Eishockey-Nationalteam ging es nach dem erneuten WM-Halbfinaleinzug am Freitagmorgen zurück ins finnische Tampere Um 10.00 Uhr deutscher Zeit flog das Team von Bundestrainer Harold Kreis in Riga los, wo es am Donnerstag 3:1 (1:0, 2:1, 0:0) nach starker Leistung gegen die favorisierten Schweizer gewonnen hatte. „Ich bin einfach stolz. Was die Mannschaft geleistet hat, war überragend“, sagte der bislang beste deutsche WM-Spieler, NHL-Angreifer Nico Sturm.
Am Wochenende hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes zum dritten Mal nach 2010 und 2021 wieder die Gelegenheit, die erste WM-Medaille seit 70 Jahren zu holen. „Dann wird es mal wieder Zeit“, sagte Bundestrainer Harold Kreis dazu. Auch 2010 und 2021 hatte Deutschland im Viertelfinale den Erzrivalen aus der Schweiz besiegt und war am Ende WM-Vierter geworden.
„Toll für uns, noch mal die Chance zu haben. Ich denke, wir gehen mit viel Elan in die Partie und wollen diesmal was holen“, sagte Kapitän Moritz Müller vor dem Halbfinale am Samstag gegen die USA (17.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport). Gegen die Amerikaner hatten die Deutschen schon die Vorrunde gespielt und nach einer 2:1-Führung noch knapp mit 2:3 verloren.
„Wir müssen einfach so spielen wie gegen die Schweiz. Mit Herzblut, mit Leidenschaft und jeder einfach für jeden“, sagte NHL-Stürmer John-Jason Peterka. Das zweite Halbfinale bestreiten Rekord-Weltmeister Kanada und Lettland, das überraschend Schweden ausschaltete. Schon Sonntag stehen dann das Spiel um Platz drei und das Finale an.
Eishockey-WM in Deutschland
Für den neuen Bundestrainer Kreis als Nachfolger von Toni Söderholm ist seine erste WM als Chefcoach schon jetzt ein großer Erfolg. Zielvorgaben des DEB-Präsidiums für diese WM waren das Erreichen des Viertelfinales und die direkte Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Mailand 2026. Auch das ist nach dem Viertelfinalsieg gegen die Schweiz nun erreicht.
„Ich bin unglaublich gut aufgehoben bei dieser Mannschaft. Ich mache mir keine Sorgen. Die Leistung stimmt, der Einsatz stimmt. Es gibt nichts, worüber ich mich aufregen muss“, sagte Kreis über sein Team, dem angesichts von 15 verletzungsbedingten Absagen vor der WM kaum jemand etwas zugetraut hat. Auch fehlen die NHL-Stars Leon Draisaitl, Philipp Grubauer und Tim Stützle.
Am Freitag gab es für den DEB zudem eine weitere frohe Kunde. Zehn Jahre nach dem Turnier in Köln und Paris wird Deutschland im Mai 2027 wieder eine Eishockey-Weltmeisterschaft ausrichten. In der Abstimmung am Freitag in Tampere fiel die Entscheidung klar für die deutsche Bewerbung mit den Spielorten Mannheim und Düsseldorf aus. 102 und damit 75 Prozent der Stimmen gingen an den Deutschen Eishockey-Bund (DEB), nur 34 und damit 25 Prozent an Kasachstan als einzigem Konkurrenten. „Das ist ein Meilenstein für den DEB“, sagte DEB-Präsident Peter Merten.