Unter Trainer Louis van Gaal spielen die Niederlande nicht mehr ganz so offensiv wie in früheren Tagen. Einer, der trotzdem Spektakel entfacht und das Zeug zum Weltstar hat, ist Stürmer Cody Gakpo. Er wird im WM-Duell mit Ecuador nur von einem Kontrahenten übertroffen.
Möglicherweise besitzt Louis van Gaal prophetische Gaben, vielleicht liegt es aber nur am gesetzteren Alter: Mit 71 Jahren zählt der Bondscoach zu den erfahreneren Herren unter den WM-Trainern. Vor dem Spiel gegen Ecuador wurde er jedenfalls am Donnerstagnachmittag in Doha gefragt, ob Cody Gakpo ein neuer Stern am Fußballhimmel werden könne. „Er ist ein Spieler mit ganz viel Talent, aber er ist sehr jung. Ob er hier schon zum Star wird, weiß ich nicht“, antwortete der Trainer der Niederländer „Aber das Potenzial hat er. Er kann ein Star werden.“
Rund 28 Stunden nach der Einschätzung van Gaals sollte sein 23-jähriger Hochbegabter den nächsten Schritt auf der Karriereleiter vollziehen. Gakpo war beim 1:1 (1:0) gegen Ecuador abermals Führungstorschütze seiner Mannschaft. Im Zusammenspiel mit dem Ex-Bremer Davy Klaassen zog der Offensivmann in die Mitte und ließ dann mit links einen derart strammen Schuss aus 17 Metern los, dass Ecuadors Torwart Hernan Galindez dem Ball nur noch hinterherschauen konnte (6.).
Nach dem späten 1:0 (84. Minute) beim 2:0-Auftaktsieg über Afrikameister Senegal am vergangenen Montag war dies bereits Gakpos zweiter Geniestreich bei diesen globalen Titelkämpfen in Katar. Dabei profitierte der Profi, der sein Geld noch in der Heimat bei der PSV Eindhoven verdient, auch davon, dass der eigentlich gesetzte Memphis Depay vom FC Barcelona nach längerer Verletzungspause noch nicht die physischen Voraussetzungen für einen Einsatz über die volle Spielzeit hat. Aber solche Chancen muss man dann auch erst einmal so eindrucksvoll nutzen wie Gakpo, der bislang gerade mal auf elf Länderspiele für „Oranje“ kommt. „Er entwickelt sich noch und hat noch viel Luft nach oben. Aber er hat die Persönlichkeit, um es zu schaffen“, meinte van Gaal.
Valencia macht den Niederländern Strich durch die Rechnung
Dass es am Freitagabend vor 44.833 Zuschauern im Khalifa-Stadion für den selbst ernannten Titelanwärter im Duell mit den Südamerikanern noch nicht für die vorzeitige Achtelfinal-Qualifikation langte, lag zum einen am starken Kontrahenten, zum anderen an einem weiteren Star der bisherigen WM: Enner Valencia erzielte in der 49. Minute den Ausgleich. Der 33 Jahre alte Stürmer von Fenerbahce SK hatte sogar im Eröffnungsspiel gegen Katar doppelt getroffen und führt nun die Torschützenliste der WM an. Sein Kollege Gonzalo Plata vergab während der zweiten Hälfte mit einem Schuss an die Latte die Chance auf den Sieg.
Ob Valencia im letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen den Senegal wird mitwirken können, ist unklar. Er wurde kurz vor dem Abpfiff nach einer Knieverletzung auf der Trage vom Spielfeld gebracht. Auch Gakpo saß da schon draußen, allerdings aus Kräftegründen und nicht wegen einer Blessur. Man darf schon jetzt gespannt sein auf weitere Auftritte des Hochbegabten bei den Niederländern, die Dienstag gegen den bereits ausgeschiedenen Gastgeber antreten, und des Altstars der Ecuadorianer.