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Was Tuchel am Ende wohl erwartet: Die gruseligsten Trainerentlassungen des FC Bayern

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Otto Rehhagel, Felix Magath, Jürgen Klinsmann oder auch Louis van Gaal erinnern sich nicht mehr so gerne an ihren Abschied vom FC Bayern München. Wie bei so vielen anderen Trainern in den letzten dreißig Jahren kam es bei ihren Trennungen am Ende zu unschönen Szenen an der Säbener Straße!

„Bombeneinschlag in der Bundesliga!“ Die spanische Zeitung „Marca“ fand martialische Worte zu der Fußball-Top-Meldung der letzten Woche. Die Wortwahl mag übertrieben und auch etwas deplaziert gewesen sein, der Inhalt der Nachricht hatte jedoch tatsächlich Sprengkraft. Denn die Trainerentlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern München kam nicht nur komplett überraschend, sie verblüffte vor allem in ihrer Art und Weise. Doch in der langen Geschichte des Rekordmeisters tummeln sich noch andere gruselige Abschiede von ehemals beliebten Übungsleitern. Nur selten verlief eine Trennung vom Trainer so harmonisch wie einst im Jahr 1991. Damals spielten Uli Hoeneß und der scheidende Coach Jupp Heynckes nach der Entlassung noch die Nacht hindurch gemeinsam Karten.

Richtig böse war hingegen 1996 die Trennung von Trainer Otto Rehhagel. Drei Wochen vor Ende der Saison und dem Finale im UEFA-Cup schmiss der FC Bayern München den mit so viel Hoffnungen von Werder Bremen geholten „alten Hasen“ raus. Die ganze Misere hatte allerdings schon am letzten Spieltag der vorherigen Saison begonnen, als seine zukünftige Mannschaft mit einem 3:1-Heimsieg im Olympiastadion Werders Meisterplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

„Jetzt tut’s einen Schlag“

Und dann dauerte es nur acht Spieltage, bis Mehmet Scholl öffentlich verkündete: „Ich ziehe das konsequent durch: Rehhagel oder ich. Jetzt tut’s einen Schlag. Und wenn sie mich rausschmeißen, ist es mir auch wurscht.“ Zuvor hatte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer das Team bereits als „Schülermannschaft“ abgekanzelt. Rehhagel kämpfte jedoch nicht nur gegen seine Spieler und den Präsidenten an, auch die Presse konnte er nicht für sich gewinnen. Als enttarnt wurde, dass an seinem Klingelschild in der Schwabinger „Casa Schellissima“ nicht Rehhagel, sondern „Rubens“ stand, titelten die Boulevardblätter spöttisch: „Vom Malermeister zum Meistermaler“. Natürlich lasen auch die Bayern-Profis hier und da Zeitungen und nannten ihren Übungsleiter ab sofort nur noch „Rubens“. Die Kratzer an Rehhagels Autorität hätte selbst ein Meistermaler wie der flämische Barockkünstler nicht übertünchen können.

Verzweifelt versuchte Rehhagel zu retten, was nicht mehr zu retten war. Dem „Kicker“ gab er ein Interview mit der Überschrift: „Meine Taktik ist immer richtig“. Das sahen die Bayern-Verantwortlichen zum Schluss dann aber nicht mehr so. Richtig fies war jedoch, dass sie ihrem Trainer die Chance auf den Titel des UEFA-Pokal-Siegers nahmen. Beim anschließenden Festbankett ließ sich Interimstrainer Franz Beckenbauer feiern. Einzig Lothar Matthäus hatte die Größe, dem geschassten Ex-Trainer zu danken.

Kurz nach dem Jahreswechsel 2007 war es dann Felix Magath, der bei den Bayern gehen musste. Und auch diese Trennung verlief alles andere als reibungslos. Magath erfuhr seine Entlassung aus dem Radio, als er gerade auf dem Weg zum Training an der Säbener Straße war. Besonders Uli Hoeneß machte bei diesem Trainerabschied eine unglückliche Figur: „Es gibt natürlich Methoden, Mannschaften und Spieler wie eine Zitrone auszupressen, bis an die körperliche Grenze und darüber hinaus. Dann hat man kurzfristig Erfolg. Er muss sich schon mal die Frage stellen, wenn er irgendwo Erfolg hat, warum anschließend eine Party unter den Spielern gefeiert wird, wenn er weg ist.“

Diese Hoeneß Worte kurz nach der Trennung sind in die Geschichte eingegangen – vor allem auch, weil sich der Bayern-Manager so fatal in seiner Einschätzung zu Magaths weiterer Karriere irrte. Hoeneß hatte Magath prognostiziert, dass er nie wieder eine deutsche Mannschaft trainieren werde. Zwei Jahre später holte Magath mit dem VfL Wolfsburg die deutsche Meisterschaft. Auf den Rathaus-Balkon, den Hoeneß den Wolfsburgern gewohnt übermütig für den Fall des Titelgewinns versprochen hatte, warten sie in der VW-Stadt übrigens noch heute.

„Dann bin ich Mutter Teresa“

In der Saison 2008/09 erwischte es dann auf unsanfte Art Jürgen Klinsmann. Als die Bayern fünf Spieltage vor Schluss Gefahr liefen, die direkte Qualifikation für die Champions League zu verspielen, handelten sie schnell und schmissen Klinsmann nach der 0:1-Niederlage am 29. Spieltag zu Hause gegen den FC Schalke 04 raus – auch wenn am darauffolgenden Tag der Bayern-Konkurrent VfL Wolfsburg in Cottbus ebenfalls mit 0:2 unterlag. Nachdem Uli Hoeneß Klinsmann die Nachricht überbracht hatte, sagte er: „Ich glaube, Jürgen war überrascht, dass wir unsere Entscheidung, die wir gestern getroffen haben, so konsequent durchziehen. Er hat ja das Spiel unserer Freunde in Cottbus gestern auch gesehen und vielleicht gedacht, dass die Entscheidung so aufgeschoben wird.“

Nach der Trennung eskalierte der Krach mit Klinsmann – mit dem man wie üblich eigentlich Stillschweigen vereinbart hatte – erst richtig. Nach einem TV-Auftritt des ehemaligen Bayern-Trainers in Günther Jauchs Sendung „stern TV“ reagierte Hoeneß hörbar verschnupft: „Ich habe in Latein gelernt: Si tacuisses, philosophus mansisses – das bedeutet: Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.“ Und auch auf Jauch war der Manager sauer: „Der hat dem Jürgen eine Plattform gegeben, Dinge zu erzählen, die nicht stimmen, ohne kritische Fragen zu stellen.“ Über des TV-Moderators Ankündigung von Jürgen Klinsmann als „Barack Obama des deutschen Fußballs“ konnte Hoeneß hingegen nur lachen: „Wenn Jürgen der Obama des deutschen Fußballs ist, dann bin ich Mutter Teresa.“

Noch Jahre später hatte sich Hoeneß nicht beruhigt. Klinsmann sei ein Fehler gewesen, meinte er, und erzählte: „Da haben wir für zigtausend Euro Computer gekauft. Da hat er den Profis in epischer Breite gezeigt, wie wir spielen wollen. Wohlgemerkt wollen. Jupp Heynckes braucht einen Flipchart und fünf Eddingstifte. Da kostet einer 2,50 Euro. Und da malt er auf die Tafel die Aufstellung des Gegners und sagt ein paar Takte dazu. Mit Heynckes gewinnen wir Spiele für 12,50 Euro.“

„Beim FC Bayern sind die Voraussetzungen ungünstig“

Und auch nach der vorzeitigen Trennung von Louis van Gaal kartete Hoeneß nach. Er sei „menschlich eine Katastrophe“ gewesen, meinte er über van Gaal. Vor allem eine unheilvolle Begegnung hat Uli Hoeneß dem Niederländer – der über sich selbst Sachen sagte wie „Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank, und ich habe immer Recht“ – nie vergessen. Bei der Präsentation seines mehrere Kilo schweren Buchs „Biographie & Vision“ reichte Louis van Gaal am Ende des Abends auch Uli Hoeneß ein Exemplar. Nachdem er darauf hingewiesen hatte, wie viele entscheidende Dinge in seinem Werk stünden, sagte er gönnerhaft zu Hoeneß: „Für Sie ist das auch wichtig zu lesen!“

  • Ben Redelings ist ein Bestseller-Autor und Komödiant aus dem Ruhrgebiet.
  • Sein aktuelles Buch „60 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum“ ist ein moderner Klassiker aus dem Verlag „Die Werkstatt“

  • Mit seinen Fußballprogrammen ist er deutschlandweit unterwegs. Infos & Termine auf www.scudetto.de.

Doch Hoeneß hatten schon zuvor die Ohren geflattert, als van Gaal aus seinem Werk zitiert hatte: „Eine professionelle Forderung von mir ist, jederzeit on speaking terms zu bleiben. Niemand darf sich zum Kind machen, das trotzt, weil es nicht recht bekommt, und sich bei anderen ausheult. Beim FC Bayern sind die Voraussetzungen in dieser Hinsicht ungünstig.“ Es war ein Frontalangriff auf die lange bewährten Strukturen der Münchener, mit den ehemaligen Spielern Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß in vorderster Front.

Nachdem es auch bei den Trennungen von Hansi Flick, Niko Kovac und Carlo Ancelotti ebenfalls nicht ganz so harmonisch ablief, bleibt Thomas Tuchel wohl nur die Hoffnung darauf, dass sein Abschied am Ende so friedlich und einträchtig abläuft wie damals bei Pep Guardiola oder dem vor Ergriffenheit weinenden Ottmar Hitzfeld. Dass Uli Hoeneß allerdings noch einmal zu Spielkarten nach einer Trennung greifen wird, wäre dann wohl doch etwas zu viel romantische Fußballpoesie.

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