Für Oliver Kahn könnte das Spiel gegen Köln das letzte als Vorstandschef des FC Bayern sein. Nach einer verkorksten Saison steht beim Rekordmeister viel auf dem Prüfstand. Ein alter Bekannter aus dem Verein könnte auf ihn folgen. Er gilt als Kritiker Kahns.
Die Spekulationen um die Zukunft Oliver Kahns überlagern auch in der letzten Saisonwoche das sportliche Geschehen beim FC Bayern. Samstag (15.30 Uhr, Sky) tritt der deutsche Fußball-Rekordmeister beim 1. FC Köln an, Borussia Dortmund empfängt zeitgleich den 1. FSV Mainz 05. Siegt der BVB, ist er Meister. Für die Bayern wäre es die erste titellose Spielzeit seit zwölf Jahren. Es wäre der Gau für die Münchner.
Am kommenden Dienstag, drei Tage nach Saisonende, kommt der mächtige Aufsichtsrat des Klubs zusammen. Mitglied des Gremiums ist unter anderem der weiter so einflussreiche Ehrenpräsident Uli Hoeneß.
Es soll in der Sitzung auch um die Zukunft Kahns gehen, der insbesondere seit dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann auf Trainer Thomas Tuchel und dem Ausscheiden in zwei Wettbewerben kritisiert wird. In München wird über eine Abberufung des einstigen Weltklasse-Torwarts spekuliert – obwohl Kahns Vertrag bis Ende 2024 gilt.
Wenige Tage vor dem entscheidenden, letzten Spieltag wird nun ein Name als möglicher Nachfolger Kahns gehandelt: Jan-Christian Dreesen. Mehrere Medien berichten über Überlegungen des Klubs, Dreesen bei Bayern zu halten.
Der 55-Jährige gehört seit 2013 dem Vorstand des Klubs an, seit 2014 ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Als Finanzvorstand scheidet er zum 30. Juni aus – zumindest war das bislang der Plan.
„Nach langer und reiflicher Überlegung habe ich mich nun entschlossen, nach dieser außergewöhnlichen Dekade meine persönlichen Ziele noch einmal neu zu definieren“, so Dreesen im vergangenen September. In Dr. Michael Diederich ist bereits ein neuer Finanzvorstand gefunden. Unter Dreesen gelangen den Bayern Rekordumsätze.
Keine Verabschiedung gegen Leipzig
Das 1:3 des FC Bayern gegen RB Leipzig am vergangenen Samstag war das letzte Heimspiel des Klubs in dieser Saison. Auffällig: Dreesen wurde dort nicht verabschiedet. Beim FC Bayern ist es Usus, verdiente Mitarbeiter in einem besonderen Rahmen zu danken und zu verabschieden.
In München wird dies als Indiz dafür gewertet, dass Dreesen den Vorstandsvorsitz übernehmen könnte. Vor seiner Zeit beim FC Bayern war Dreesen Vorstand der HypoVereinsbank und später Vorstandschef für das Deutschlandgeschäft der UBS. Im Aufsichtsrat und im Klub wird Dreesen sehr geschätzt.
Dreesen gilt allerdings auch als Kandidat für den Chefposten der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Er ist bereits Mitglied im DFL-Präsidium und Vorsitzender des Lizensierung-Ausschusses der Liga. Er könnte, so heißt es, den Klub mit Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, Kahns Vorgänger, als Beratern an seiner Seite führen. Dreesen ist eng mit Rummenigge und Hoeneß verbunden, gilt als Kritiker Kahns.
Eine Entscheidung dürfte spätestens auf der Aufsichtsratssitzung des FC Bayern fallen. In den vergangenen Wochen wurde auch darüber spekuliert, dass der bisherige Vereinspräsident Herbert Hainer den in der Kritik stehenden Kahn als Vorstandschef ersetzen könnte. Hainer war lange Vorstandschef von Adidas.