Die BBC schließt Frieden mit ihrem Star-Moderator Gary Lineker. Die vor wenigen Tagen suspendierte Fußball-Legende kehrt nach dem Wirbel um seine Kritik an der britischen Asylpolitik zurück ans Mikrofon. Der Sender kündigt eine neue Untersuchung an.
Der Streit zwischen der BBC und dem prominenten Fußball-Moderator Gary Lineker ist beendet. Wie der öffentlich-rechtliche Sender am Montag mitteilte, werde der englische Ex-Nationalspieler nach einem Spieltag Pause auf den Bildschirm zurückkehren. „Gary ist ein geschätzter Teil der BBC, und ich weiß, wie viel die BBC für Gary bedeutet, und ich freue mich darauf, dass er am kommenden Wochenende unsere Berichterstattung präsentiert“, sagte BBC-Generaldirektor Tim Davie. Er kündigte eine unabhängige Untersuchung der Social-Media-Vorschriften an und entschuldigte sich bei den Mitarbeitern, Moderatoren und dem Publikum für die „schwierige Phase“. Davie räumte ein, dass „Grauzonen“ für Verwirrung gesorgt hätten. Zugleich betonte er, Lineker werde sich während der Prüfung „an die redaktionellen Richtlinien halten“.
Lineker zeigte sich zufrieden. Er freue sich, auf Sendung zurückzukehren, sagte der 62-Jährige. Die letzten Tage seien „surreal“ gewesen. Auch seine viertägige Twitter-Pause beendete Lineker am Montagmorgen. „Ich möchte allen für die unglaubliche Unterstützung danken, insbesondere meinen Kollegen von BBC Sport für die bemerkenswerte Solidarität“, schrieb er. In einem weiteren Tweet bezeichnete er die BBC als „besten und professionellsten Fernsehsender der Welt“.
Lineker hatte am vergangenen Dienstag im Rahmen einer Kritik am neuen Asylgesetz der britischen Regierung getwittert, die Rhetorik der konservativen britischen Regierung sei „der von Deutschland in den 1930er Jahren nicht unähnlich“.
Daraufhin hatte es von der Regierung, die ohne offizielle Erlaubnis einreisende Migranten per verschärftem Gesetz zunächst in Unterkünften festhalten und dann nach Ruanda oder in andere Staaten ausweisen will, heftige Kritik gegeben. Unter anderem war Linekers Rauswurf gefordert worden.
Lineker verweist noch mal auf Lage der Flüchtlinge
Die BBC wertete Linekers Äußerung als Verstoß gegen ihre strikten Neutralitätsregeln und suspendierte den beliebten Moderator. Daraufhin verweigerten mehrere Moderatoren und Kommentatoren ihrerseits die Arbeit, in der sonst von Lineker geleiteten Flaggschiff-Sendung „Match of the Day“ wurden lediglich Spielszenen ohne Kommentar gezeigt. Weitere TV-Sendungen mit Fußballbezug fielen aufgrund fehlender Moderatoren aus. Kritiker warfen der BBC vor, sich dem Druck der Regierung zu beugen.
Bei der Ankündigung seiner Rückkehr verwies Lineker auch noch mal auf den Anstoß aller Diskussionen – die Lage der Flüchtlinge. „So schwierig die letzten Tage auch waren, es ist nichts im Vergleich dazu, wenn man in seiner Heimat verfolgt und deswegen oder wegen Krieg fliehen und in einem fernen Land Zuflucht suchen muss“, schrieb die Stürmer-Legende, die sich privat schon länger für Flüchtlinge einsetzt. Lineker ergänzte: „Wir sind nach wie vor ein Land mit überwiegend toleranten, aufgeschlossenen und großzügigen Menschen. Danke.“ Lineker soll am kommenden Samstag beim FA-Cup-Viertelfinale zwischen dem englischen Meister Manchester City und Zweitliga-Spitzenreiter Burnely erstmals wieder zu sehen sein.
Endgültig gelöst ist der Fall für die BBC damit aber noch nicht. Denn im Zuge der Lineker-Debatte rückte auch die Personalie des Aufsichtsratschefs Richard Sharp wieder stärker in den Fokus. Premierminister Sunak distanzierte sich von dem 67-Jährigen, der einst sein Chef bei der Investmentbank Goldman Sachs war und von ihm in seiner Zeit als Finanzminister als Berater angeheuert worden war. Es sei richtig, dass Sharps Ernennung durch den damaligen Premierminister Boris Johnson erneut unabhängig geprüft werde, sagte Sunak auf einem Flug in die USA. Sharp hatte kurz vor seiner Ernennung durch Johnson dem Regierungschef geholfen, einen Privatkredit über 800 000 Pfund an Land zu ziehen. Beide weisen Vetternwirtschaft zurück.
Die Opposition forderte am Montag erneut Sharps Rauswurf. Dessen Position werde zunehmend unhaltbar, sagte der Chef der Labour-Partei, Keir Starmer. Viele Menschen würden sich fragen, warum Sharp noch immer im Amt sei, Lineker aber vorübergehend nicht. Starmers Parteikollegin Lucy Powell sagte: „Die Tory-Regierung will die BBC seit langem unterminieren.“ Die andauernde Unsicherheit mache den Sender „anfällig für politische Kampagnen, die von Ministern, Abgeordneten und der rechten Presse orchestriert werden“.