David Krämer ist der beste deutsche Werfer in der Basketball-Bundesliga. Trotz überragender Statistiken bangt er um seinen Platz bei der WM. Um ein enttäuschendes Déjà-vu zu vermeiden, legt Krämer in den nächsten Wochen Extraschichten ein.
David Krämer (26) hat seinen Traum noch nicht aufgegeben. Der Basketballer der Löwen Braunschweig will bei der WM (ab 25. August) unbedingt zum Kader gehören. In der Hauptrunde der easyCredit-Bundesliga gab er als bester deutscher Werfer ein starkes Bewerbungsschreiben ab. Mit 17,6 Punkten im Schnitt führte er die Löwen quasi im Alleingang auf Platz 14 und damit zum Klassenverbleib.
Auch im Nationaltrikot zeigte der 1,98 Meter große Shooting Guard immer wieder sein Können. Auf dem Weg zum Highlight in Japan, Indonesien und auf den Philippinen erzielte Krämer 136 Punkte in zehn Quali-Spielen – Top-Wert im deutschen Team. Trotzdem hat er sein WM-Ticket nicht sicher.
Zu groß ist die Konkurrenz in der deutschen Auswahl um Kapitän Dennis Schröder. Bundestrainer Gordon Herbert kündigte schon vor einigen Wochen an, dass der gesamte Zwölf-Mann-Kader der letztjährigen EM, der im eigenen Land sensationell Bronze holte, auch eine Einladung für die WM-Vorbereitung erhält. Krämer war damals kurz vor Turnierbeginn aussortiert worden.
Dazu kommen Stars wie NBA-Spieler Moritz Wagner oder Bayerns Issac Bonga, die die EM verletzt verpassten. Auch Barcelonas Oscar da Silva ist eine neue Option für den Kader. Viel Platz für Krämer bleibt da nicht. Aufgegeben hat er aber nicht. Damit Krämer eine ähnliche Enttäuschung wie im vergangenen Jahr erspart bleibt, hat er einen speziellen Sommer-Plan entwickelt.
Zwei Privattrainer in Los Angeles
WELT kennt die Details: Aktuell erholt sich Krämer im Griechenland-Urlaub mit seiner Freundin. Schon am 1. Juni beginnt aber die persönliche Vorbereitung. Dann reist der gebürtige Slowake nach Los Angeles, um mit zwei Privatcoaches an seiner Form zu schrauben. „Dort habe ich meinen Basketballtrainer und meinen Kraft- und Konditionstrainer. Ich trainiere jeden Tag mehrfach, mache zudem viel Videoanalyse“, erklärt Krämer.
Der Profi verrät, wie ein typischer Tag in seinem Basketball-Bootcamp aussieht: Um 7.30 Uhr steht eine Krafteinheit an, je nach Tag werden Oberkörper, Unterkörper oder Beine trainiert. Um 14.30 Uhr kommen dann Bälle ins Spiel. „Da arbeiten wir an meinen Schwächen, wie zum Beispiel Dribbling oder Shot Creation. Ich habe dabei neben meinem Trainer eine ‚Aushilfe‘, die den Verteidiger spielt. Es wird zwei Stunden hart trainiert“, schildert Krämer.
Nach der Basketball-Einheit wird gegessen. Abends stellt sich Krämer dann noch mal an den Korb. Dabei kann es schon mal spät werden. „Ab 23 Uhr bis Mitternacht mache ich dann noch eine Stunde pures Werfen, um den Wurf zu verbessern“, sagt der Nationalspieler.
Unter der Woche fahre er dieses Programm vier Tage, an einem Tag gebe es nur zwei statt drei Einheiten. Am Wochenende lässt es Krämer ruhiger angehen: „Da wird nur leicht trainiert und regeneriert.“
Krämer ist noch auf Vereinssuche
Es ist ein großer Aufwand, den Krämer für das große Ziel betreibt. „Es geht darum, Neues zu lernen und besser zu werden. Wenn mein Name in Richtung WM fällt, werde ich bereit sein“, sagt er. Anfang August beginnt die deutsche Turniervorbereitung mit einem Lehrgang in Bonn. Bis dahin will Krämer topfit sein.
Ganz nebenbei steht für ihn in den kommenden Wochen auch noch die Suche eines neuen Vereins an. Sein Vertrag in Braunschweig läuft aus, es ist – trotz ausstehender offizieller Bestätigung des Klubs – ein offenes Geheimnis, dass Krämer nach zwei Jahren bei den Löwen eine neue Herausforderung sucht.
Sein Ziel: „Europäisch in einem internationalen Wettbewerb zu spielen.“ Krämer möchte also möglichst bei einem Champions- oder Euroleague-Klub unterkommen. Auch die NBA hat Krämer, der sich 2019 bei den Phoenix Suns beweisen durfte, es aber nicht ins finale Saisonaufgebot schaffte, auf dem Zettel. Die Einschränkung: „Nur, wenn ein konkretes Angebot kommt. Ich bin keine 21 mehr, um es ein bisschen in der G-League (US-Liga mit Farmteams der NBA-Klubs, d. Red.) zu probieren.“