Wirtschaftsministerium: Staatssekretär investierte in Fonds – dessen Gründer ist jetzt Habecks Berater
Gerade erst entließ Wirschaftsminister Robert Habeck seinen Staatssekretär Patrick Graichen, nun werden weitere Vorwürfe gegen Staatssekretär Philipp laut. Er soll an der Berufung eines Beraters beteiligt gewesen sein, in dessen Fonds er privat investiert hatte.
Nach der Entlassung des Energie-Experten Patrick Graichen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gibt es nun Vorwürfe gegen einen seiner weiteren Staatssekretäre. Nach Recherchen von „Business Insider“ war der für Start-ups zuständige Staatssekretär Udo Philipp an der Berufung eines Beraters beteiligt, in dessen Fonds er zuvor Geld investiert hatte. Es geht um Sebastian Böhmer, einen der Gründer von First Momentum Ventures. Es handelt sich um eine Fondsgesellschaft, die Start-ups in Zukunftsbranchen mit Wagniskapital ausstattet.
Damit werden weitere Details zur Person Udo Philipp bekannt, nachdem das Ministerium am Freitag Unternehmensbeteiligungen des Staatssekretärs veröffentlicht hatte. Danach besitzt Philipp Anteile an vier Start-ups: 4,1 Prozent an der Africa GreenTec in Hainburg, 13,6 Prozent an LMP in Frankreich, 5,1 Prozent an der CSP in Großköllnbach sowie 8,3 Prozent an der MST Group in München.
Nun zeigt sich, dass Geld von Philipp auch in jenem Investmentfonds steckt, dessen Gründer Sebastian Böhmer nun Habeck in Sachen Digitalwirtschaft berät. Nach Recherchen von Business Insider stieg Philipp 2018 bei First Momentum Ventures ein. Ein Dreivierteljahr, nachdem Habeck mit Philipp und anderen Staatssekretären das Wirtschaftsministerium übernommen hatte, berief der Minister Böhmer „Business Insider“ zufolge in den Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“.
Habeck zeichnete Vorschlagsliste ab
Wusste das Ministerium von der geschäftlichen Verbindung zwischen Philipp und dem jetzigen Habeck-Berater? Das Ministerium bestätigte am Sonntag: „Die Berufung des Beirats erfolgte durch Leitungsvorlage.“ Das bedeutet, dass Habeck eine Vorschlagsliste aus dem eigenen Haus abzeichnete. „Wie üblich war daran der zuständige Dienstweg beteiligt, zu dem unter anderem Staatssekretär Philipp gehört“, erklärte das Ministerium. Der Beirat habe lediglich beratende Funktion, teilte das Ministerium weiter mit. Die Mitarbeit sei ehrenamtlich, die Mitglieder entschieden unabhängig, zu welchen Themen sie Stellungnahmen abgäben.
Offen blieb, ob Philipp Habeck auf die geschäftliche Verbindung der beiden aufmerksam machte. An welchen Firmen Philipp Anteile hält, habe er bei Amtsantritt seinem Dienstherrn mitgeteilt, erklärte das Ministerium laut „Business Insider“. Dies betrifft allerdings nicht die Fondsbeteiligungen des Staatssekretärs. Das Ministerium erklärte, Philipp habe in mehrere Fonds investiert – was er auch dürfe. Sie verwies auf die geltenden Compliance-Regeln. Philipp habe „keinerlei Einfluss auf die Anlagestrategie der Fonds“, betonte sie. Wie viel Geld Philipp in den Fonds investiert hat, ist bislang unklar.
„Kick-off “ ist der tägliche Nachrichtenpodcast von WELT. Das wichtigste Thema analysiert von WELT-Redakteuren und die Termine des Tages. Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music, Google Podcasts oder direkt per RSS-Feed.