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Warum das Land ein Vorbild ist – und warum nicht

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Besuch aus dem „Land des Donnerdrachens“: An diesem Montag empfängt Kanzler Scholz den Regierungschef Bhutans. Das kann Deutschland von dem Land lernen.

Bundeskanzler Olaf Scholz empfängt an diesem Montag besonderen Besuch. Der Regierungschef von Bhutan – dem „Land des Donnerdrachens“, wie es in der eigenen Sprache heißt – kommt nach Berlin: Lotay Tshering.

Das buddhistische Land mit seinen mehr als 7.000 Meter hohen Gipfeln zählt zu den abgeschottetsten der Welt und liegt zwischen den beiden Großmächten Indien und China. Dabei ist Bhutan ungefähr so groß wie Baden-Württemberg und hat mit knapp 800.000 Menschen in etwa so viele Einwohner wie Frankfurt am Main.

Was manchen nicht bekannt sein dürfte: Deutschland kann sich einiges von dem Himalaya-Königreich abschauen. Zwei Gründe, warum Bhutan für uns ein Vorbild sein kann:

Index fürs Glücklichsein

Erstens: In Bhutan wiegt das allgemeine Wohlbefinden des Volkes schwerer als das Wirtschaftswachstum. Als einziges Land der Welt hat Bhutan bereits in den 1970ern einen Index fürs Glücklichsein eingeführt: den „Gross National Happiness Index“ (GHI). Dieser berücksichtigt nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch gutes Regieren, nachhaltige soziale Entwicklung, Kulturförderung und Umweltschutz. Ökonomische Indikatoren sind hier also ebenso wichtig wie ökologische.

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Bhutan: Das Land misst seinen Wohlstand mithilfe des „Gross National Happiness Index“ (GHI). (Quelle: PPE via www.imago-images.de)

Zum Vergleich: In Deutschland wird der Wohlstand der Gesellschaft am Wirtschaftswachstum gemessen, wofür das Bruttoinlandsprodukt als Maßstab gilt. Versuche, hierzulande einen nationalen Wohlfahrtsindex zu etablieren, sind bisher gescheitert.

Komplette Klimaneutralität

Zweitens hat Bhutan bereits geschafft, was Deutschland sich bis 2045 vorgenommen hat: Als einziges Land der Welt gilt Bhutan als klimaneutral. Das heißt, es werden mindestens so viele klimaschädliche Gase abgebaut wie ausgestoßen.

Das ist auch in der Verfassung des Landes verankert: Festgeschrieben ist zum einen die Verpflichtung, für immer CO2-neutral zu bleiben, und zum anderen, dass mindestens 60 Prozent der Landesfläche konstant bewaldet sein müssen. Ohnehin steht in Bhutan schon jetzt mehr als die Hälfte der Landesfläche unter Schutz, Strom produziert das Land überwiegend aus Wasserkraft.

Armut als Schattenseite

Es scheint allerdings einen Grund zu geben, weshalb Bhutan seinen Wohlstand nicht an der Wirtschaft misst. Denn das Land gehört zu den wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Staaten der Welt. Die ländliche Bevölkerung lebt größtenteils von Ackerbau sowie Viehzucht und in ärmlichen Verhältnissen. Dennoch hängt Bhutan stark von Agrarimporten aus Indien ab – um dem entgegenzuwirken, bräuchte es wiederum mehr Ackerland.

Reisernte in Bhutan.
Reisernte in Bhutan: Die ländliche Bevölkerung lebt größtenteils von Ackerbau und Viehzucht. (Quelle: imago stock&people)

Außerdem hat das Land bereits seit einigen Jahren mit den Folgen der Erderwärmung zu kämpfen. Nach Angaben des WWF ist die Temperatur in den Hochgebirgslagen schon um mehr als zwei Grad Celsius gestiegen. Die Folge: Gletscherschmelzen, Überschwemmungen und Erdrutsche.

Dreistellige Tourismusabgabe

Die nachhaltige Entwicklung des Landes hat zudem ihren Preis: Im September 2022 hat Bhutan seine Touristensteuer deutlich erhöht. Statt 65 US-Dollar (derzeit 60,58 Euro) zahlen die Gäste nun 200 US-Dollar (186,41 Euro) – pro Tag, den Touristinnen und Touristen im Land verbringen.

Die Maßnahme wurde nach einer langen Corona-Pause eingeführt. Denn seit Pandemiebeginn bis zum Herbst vergangenen Jahres hatte das Land praktisch keine ausländischen Gäste mehr hereingelassen. Dabei ist Bhutan durchaus vom Tourismus abhängig.

Die Folge: Aufgrund begrenzter beruflicher Perspektiven wandern immer mehr junge Menschen aus.

„Geopolitische und globale Fragen im Fokus“

Erst im Jahr 2020 haben Deutschland und Bhutan diplomatische Beziehungen zueinander aufgenommen. Ohnehin verfolgt das Königreich erst seit wenigen Jahren einen Kurs der vorsichtigen Öffnung. Bis 2007 bestand in außenpolitischen Fragen eine Konsultationspflicht gegenüber dem Nachbarland Indien.

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