Bundeskanzler Olaf Scholz ist im Anschluss an den G-7-Gipfel in Südkorea angekommen. Gemeinsam mit seiner Frau besuchte er die innerkoreanische Grenze. Anschließend wollte der Bundeskanzler nach Seoul zum ersten bilateralen Treffen mit Präsident Yoon Suk Yeol in 30 Jahren.
Nach dem G-7-Gipfel in Japan ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag nach Südkorea weitergereist. Dort besuchte er zunächst die Grenze zum kommunistischen Nordkorea. Zusammen mit seiner Frau Britta Ernst schaute er sich in der entmilitarisierten Zone entlang der Grenze die blauen Baracken an, in denen nach dem drei Jahre dauernden Koreakrieg das im Juli 1953 abgeschlossene Waffenstillstandsabkommen verhandelt wurde.
Vom Grenzgebäude auf nordkoreanischer Seite wurden Scholz und Ernst mit einem Fernglas beobachtet. In einer der blauen Baracken mit dem Verhandlungstisch, der genau auf der Grenzlinie steht, betrat Scholz für wenige Minuten nordkoreanisches Gebiet.
Scholz hat Nordkorea zur Einstellung seiner Atom- und Raketentests aufgefordert. „Diese ballistischen Tests müssen aufhören. Der Versuch, sich selber nuklear zu stärken, muss aufhören. Das ist eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Region“, sagte Scholz am Sonntag bei seinem Besuch.
Seit Kim Jong Un Ende 2011 die Macht in Nordkorea übernommen hat, sorgt das politisch weitgehend isolierte Land immer wieder für internationale Spannungen – vor allem durch Raketentests und sein Atomwaffenprogramm. Vier der bisher sechs Atomtests durch Nordkorea wurden unter Kim ausgeführt. Zudem trieb er die Entwicklung von ballistischen Raketen voran. Derartige Flugkörper sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen atomaren Sprengkopf befördern können.
Scholz sprach von einer „unverändert gefährlichen Situation“. Den Besuch an der Grenze nannte er mit Blick auf die deutsche Teilung zwischen 1949 und 1990 sehr wichtig und bewegend. „Deutschland ist mittlerweile wieder vereint. Das ist ein großes Glück, das wir haben.“ Wie groß dieses Glück sei, könne man an dieser Grenze erleben.
Scholz trifft Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol
Völkerrechtlich befinden sich beide koreanische Staaten seit dem Ende ihres Bruderkriegs 1953 noch im Kriegszustand. Einen Friedensvertrag hat es nie gegeben. Fast die Hälfte der knapp 52 Millionen Einwohner Südkoreas wohnt in der Metropolregion rund um Seoul, die in der Nähe dieser Grenze liegt.
Auf beiden Seiten des 38. Breitengrads, der Korea in zwei Staaten teilt, stehen sich mehr als eine Million Soldaten gegenüber. In Südkorea haben die USA zudem derzeit 28 500 Soldaten stationiert.
In Seoul wollte Scholz anschließend Präsident Yoon Suk Yeol treffen. Es ist der erste rein bilaterale Besuch eines Kanzlers in dem Land seit 30 Jahren. Angela Merkel war 2010 nur für einen G-20-Gipfel dort. Hauptgrund für die Visite: Scholz will die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China mindern und die Beziehungen zu Asien breiter aufstellen. Südkorea ist die viertstärkste Volkswirtschaft Asiens nach China, Japan und Indien.
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