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„Man kann ja nicht wegrennen“: Erdbeben reißt Linken-Vorsitzende aus dem Schlaf

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Als Zeichen der Solidarität im Prozess gegen Politiker der prokurdischen HDP fährt Janine Wissler in die Türkei und besucht kurz vor der Urteilsverkündung Diyarbakir. Dann treffen Erdbeben die Stadt im Südosten hart – und die Bundestagsabgeordnete ist mittendrin.

Die Vorsitzende der Linkspartei, Janine Wissler, hat das schwerste Erdbeben in der Türkei seit 1939 direkt miterlebt. Um 4 Uhr 17 sei sie in ihrem Hotel in Diyarbarkir aus dem Schlaf gerissen worden, berichtete die Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit ntv.de. „Alles hat gewackelt und geknarzt. Mir war schnell klar, dass es ein Erdbeben ist. Es hat ewig gedauert und sich krass angefühlt. Man kann ja nicht wegrennen.“ Aus dem Fenster heraus habe sie gesehen, wie sich am Nachbarhaus die Lampenschirme bewegten. Die Politikerin sei zunächst auf ihrem Zimmer geblieben. „Ich habe überlegt, was mache ich jetzt? Ich kenne mich in der Stadt ja nicht aus und wusste nicht, wo die nächste Freifläche ist.“

Auf den Straßen seien später „unglaublich viele Menschen“ gewesen. Manche von ihnen weinten laut Wissler. Eine HDP-Abgeordnete sei dann mit ihr zu einem zerstörten Wohnhaus gegangen, wo die Einwohner versuchten, mit bloßen Händen Trümmer wegzuräumen. In den betroffenen Gebieten macht aktuell das winterliche Wetter die Lage noch katastrophaler: „Es ist unglaublich kalt, es sind eisige Temperaturen“, so Wissler. Die Menschen vor Ort bräuchten nun „dringend, dringend“ humanitäre Hilfe, auch aus dem Ausland.

„Jede Minute zählt“

Wissler machte sich einige Stunden nach dem ersten schweren Beben mit Stärke 7,8 auf den Weg zum Flughafen, um nach Ankara zu reisen. Nicht aufgrund der prekären Lage – der Flug sei ohnehin geplant gewesen. Das heftige Nachbeben am Mittag mit Stärke 7,5 bekam die Politikerin deswegen nicht mehr mit. Am Flughafen sei die Situation verhältnismäßig normal gewesen. „Es hat ein bisschen gebraucht, bis ich das Ganze realisiert habe“, sagte sie am Abend aus der türkischen Hauptstadt heraus zu ntv.de.

Auf die Frage, ob der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Situation für sich nutzen könnte, antwortete Wissler: „Das ist schwer zu sagen, ich will nicht spekulieren. Es gab angeblich Warnungen vor dem Erdbeben. Hat die Regierung adäquat reagiert? Hat sie meiner Meinung nach nicht getan. Jetzt ist die Frage, wie schnell kommen die Hilfen?“ Das Erdbeben habe eine Region getroffen, die eh schon unterfinanziert sei. In der Türkei stehen im Mai vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.

Die 41-Jährige war eigentlich als Beobachterin zur erwarteten Urteilsverkündung im Kobane-Prozess gegen Politiker der prokurdischen Oppositionspartei HDP in die Türkei gereist. „Ich dachte, dann fahre ich vorher noch nach Diyarbakir“, so die Politikerin. Dort habe sie unter anderem die Ehefrau und Eltern des seit sechs Jahren inhaftierten ehemaligen HDP-Chefs Selahattin Demirtas getroffen. Die prokurdische Partei habe laut Wissler aus Ankara heraus eine Krisenkoordination eingerichtet. Busse würden demnach in die betroffenen Regionen fahren, um den Menschen in der Eiseskälte zu helfen. „Jede Minute zählt bei der Suche nach Opfern in den Trümmern.“ Ob der Prozess am Dienstag wie geplant stattfindet, ist unklar. Wissler will noch bis Mittwoch in der Türkei bleiben.

Bei den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ist die Zahl der Todesopfer derweil auf über 3000 gestiegen. In der Türkei seien mindestens 1762 Menschen ums Leben gekommen, teilte der türkische Katastrophenschutz AFAD mit. Mehr als 12.000 Menschen seien verletzt worden. Bei den Erschütterungen stürzten allein in der Südosttürkei Tausende Gebäude ein. Auf Videos aus mehreren Städten in dem Gebiet waren teilweise völlig zerstörte Straßenzüge zu sehen.


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