Seit der Invasion in die Ukraine kennt die ganze Welt die berüchtigten Wagner-Söldner. Ihre Geschichte begann jedoch Jahre vorher – und ging stets mit Gräueltaten einher.
Das Wichtigste im Überblick
Warnung: Dieser Text enthält explizite Schilderungen von (sexualisierter) Gewalt und Tötungen, die verstörend wirken können.
Es ist wohl einer der grausamsten Kämpfe im Ukraine-Krieg: die Schlacht um Bachmut. Seit Wochen kämpfen dort Ukrainer und Russen um den Ort im Osten der Ukraine – die Verluste auf beiden Seiten sind immens. Federführend in dem Kampf: russische Söldner der „Gruppe Wagner“ unter ihrem Chef Jewgeni Prigoschin, der sich erst kürzlich nahe der Front zeigte.
Seit der Invasion in die Ukraine stehen die Wagner-Söldner im Licht der Weltöffentlichkeit. Die Akte ihrer mutmaßlichen Verbrechen aber beginnt viel früher: Berichten zufolge ist die Gruppe bereits seit rund zehn Jahren aktiv. Obwohl private Söldnergruppen in Russland eigentlich illegal sind, soll der Kreml sie bereits vielfach eingesetzt haben, um politische und wirtschaftliche Interessen zu sichern – und hat doch immer wieder abgestritten, mit den Söldnern in Verbindung zu stehen. Was steckt hinter diesem Söldnertrupp, der sich zum Teil über Beteiligungen an Minen finanziert? Und welche Verbrechen gehen auf ihn zurück?
Ihren Ursprung hat die „Gruppe Wagner“, so berichten es Medien, im russischen Militär. Um 2010 sei im Kreml der Wunsch entstanden, abgeschirmt von der Öffentlichkeit Soldaten in bestimmte Weltregionen zu schicken – etwa, um inoffiziell in Krisen mitzumischen oder russische Unternehmen zu schützen.
Erstmals aktiv wurde die „Gruppe Wagner“ nach Recherchen von „Bellingcat“ 2014 in der Ukraine, damals auf der Krim und im Donbass. Doch dabei blieb es nicht. Die Liste der Staaten, in denen die Söldner in den Jahren danach tätig waren, ist lang. Zwei Einsatzorte abseits der Ukraine stechen jedoch heraus.
Syrien: Abbaurechte und Menschenrechtsverbrechen
Wie Russland über die Wagner-Söldner seine Interessen durchsetzt, zeigt der Einsatz in Syrien beispielhaft. Im vierten Bürgerkriegsjahr, im September 2015, begann Russland seinen Militäreinsatz in dem Staat, kurz darauf folgten die Wagner-Söldner. Es war ihr zweiter großer Einsatz nach ihrem Auftritt auf der Krim und in der Ostukraine – und führte die Söldner in ein Fiasko.
In Syrien kämpfte die Söldnergruppe an der Seite der Armee von Machthaber Baschar al-Assad sowohl gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) als auch gegen Oppositions- und Rebellengruppen. 2017 erhielt die US-Nachrichtenagentur AP Dokumente, nach denen die Wagner-Gruppe im Gegenzug Gewinnbeteiligungen an Ölkonzernen erhielt, die sie aus der Hand des IS befreiten – von 25 Prozent ist dort die Rede.
Ein lukratives Geschäft: Aus solchen Deals im Nahen Osten und Afrika stammt ein großer Teil des Einkommens von Wagner-Boss Prigoschin, wie Recherchen der „Financial Times“ zeigen.
Offiziell wollte der russische Staat nichts mit ihnen zu tun haben, stritt eine Verbindung stets ab. Welchen Vorteil dieses angebliche autonome Handeln hatte, zeigte sich nach einem Vorfall 2017: Söldner folterten damals einen syrischen Bürger unter anderem mit einem Vorschlaghammer zu Tode, verbrannten seinen Körper. Anschließend posierten sie mit seinem abgetrennten Kopf, hängten diesen an einem Zaun auf. Ihre Tat filmten und fotografierten sie.